Eine Frau, die nur zu bewundern ist – Melanie Kreis wurde vom Manager Magazin zur wichtigsten Wirtschaftsfrau Deutschlands 2016 gekürt. Sie ist Finanzchefin und einziges weibliches Vorstandsmitglied bei der Deutschen Post DHL Group – und gilt natürlich schon wieder als „kühl“.

 

Sie wird als ruhig, gelassen und sachlich beschrieben. Eigenschaften, die bei Milliarden-Deals durchaus von Vorteil sein können – vor allem wenn üblicherweise viel Testosteron mit am Tisch sitzt. Eigenschaften, die wenn sie einem Mann zugeschrieben werden, ihn als coolen Zocker dastehen lassen. Als einen, dem man alles zutrauen kann. Melanie Kreis dagegen, wird zugleich mit dem Adjektiv „kühl“ in Verbindung gebracht. Ein schnelles Urteil über Frauen, die widererwarten nicht sofort übermäßig freundlich, nett und zugewandt auftreten.

 

Dabei könnte sich ein Wirtschaftskonzern wohl keine geeignetere Führungskraft ausmalen – unabhängig vom Geschlecht. Laut Medienberichten nannte sich Melanie Kreis einmal selbst einen „deal junkie“. Sie scheint den Milliardenpoker um lukrative Geschäftsabschlüsse zu lieben. Eine Affinität dafür, bewies die 45-jährige Physikerin schon mit ihrem Einstieg in die Unternehmensberatung McKinsey nach ihrem wissenschaftlichen Studium und letztendlich mit ihrem Wechsel drei Jahren später zum amerikanischen Finanzinvestor Apax, für den sie Firmen kaufte und verkaufte.

 

Davon profitierte schließlich auch die Deutsche Post, als Melanie Kreis kurz nach ihrem Wechsel zum weltweit führenden Post- und Logistikkonzern 2005 den Kauf der Logistikfirma Exel aushandelte. Damals hochschwanger, bzw. bei Vertragsunterschrift in Mutterschutz. Mittlerweile ist die gebürtige Bonnerin Mutter von zwei Kindern. Das hat sie allerdings nicht davon abgehalten, im Konzern der Deutschen Post kontinuierlich von Position um Position nach oben zu klettern. Von der Leitung des Vorstandsbüros, zur Leitung des Konzerncontrollings, zur Finanzchefin der Sparte DHL Express, zur Personalchefin im Vorstand der Deutschen Post DHL. In dieser Funktion beeindruckte sie zuletzt im Frühjahr 2015 als es ihr im Tarifstreit mit der Ver.di gelang, eine teure Streikwelle mit relativ geringen Zugeständnissen zu beenden.

 

Seit Oktober leitet sie nun die Finanzen der Deutschen Post und soll als einziges weibliches Vorstandsmitglied für schwarze Zahlen sorgen. Fehlt nur noch der Vorstandsvorsitz, den zur Zeit noch Dr. Frank Appel leitet – ebenfalls studierter Naturwissenschaftler, ehemaliger McKinsey-Berater und Vater von zwei Kindern. Über ihn wird übrigens geschrieben, er sei frei von menschlicher Kälte.

 

Autorin: Julia Schmid