Seit geraumer Zeit kämpfen die Spielerinnen des US-Nationalteams vor Gericht für Equal Payment – mit schlagenden Argumenten. Ihre Erfolge machen nicht nur Mut, sondern haben auch Vorbildcharakter.

Aktualisierung am 23. Februar 2022: Großer Sieg für die Streiterinnen für Equal Payment. Nach jahrelangem Kampf erhalten die US-amerikanischen Nationalfußballerinnen künftig vom Verband US Soccer die gleiche Bezahlung wie die Männer!

Equal payment for equal performance? Nicht im Fußball!

Das Wirtschaftsmagazin Forbes veröffentlicht jährlich eine Liste der 50 bestbezahlten Sportler:innen der Welt. Im Jahr 2021 fanden sich auf dieser Liste genau zwei Frauen wieder: die Tennisstars Naomi Osaka und Serena Williams. Beide generieren das Gros ihres Gesamteinkommens abseits des Tennisplatzes, etwa durch lukrative Werbeverträge. Im Fall von Serena Williams gingen beispielsweise lediglich 1,5 Millionen Dollar ihrer Einnahmen von insgesamt 41,5 Millionen Dollar auf rein sportliche Leistungen zurück. Zum Vergleich: der am besten bezahlteste Kollege – Roger Federer – verdiente sich auf dem Tennisplatz im Jahr 2021 schlappe 30.000 Dollar, abseits davon hingegen etwa 90 Millionen Dollar.
Betrachten wir den Fußball, so finden sich auf der Forbes-Liste bereits unter den Top 10 drei männliche Spieler, die allein für ihre fußballerischen Leistungen jährlich zwischen 75 und 100 Millionen Dollar erhalten – Werbeverträge nicht eingerechnet. Die derzeit bestbezahlte Fußballerin der Welt, die Australierin Samantha Kerr, erhält für ihre Leistungen etwa 500.000 Dollar – also nur 0,5% des Verdienstes ihres männlichen Pendants.
Begründet wird die extreme gender pay gap im Fußballsport in den allermeisten Fällen mit der angeblich schlechten Vermarktbarkeit des Frauenfußballs – und nicht mit der Leistung der Spielerinnen. Sie bringen also gleiche oder ähnliche Leistung wie ihre männlichen Pendants, erhalten jedoch nur einen Bruchteil von deren Bezahlung, weil sie dabei unsichtbar bleiben.

 

Blicken wir erneut in den Tennissport, so ist dieser seit Billie Jean King (Stichwort: Battle of the Sexes) bedeutend weiter, da zumindest im Rahmen der Grand Slams, den vier größten Turnieren der Tennis-Tour, geschlechtsunabhängig das gleiche Preisgeld ausgeschüttet wird. So verdient die Siegerin der French Open leistungsgerecht mehr als der bereits im Achtelfinale ausgeschiedene männliche Spieler. Es besteht also Hoffnung. Und doch braucht es – wie immer – Individuen, die von dieser Hoffnung angetrieben tatsächlich ins Handeln kommen, Individuen, die Mut machen.

 

Mutmacher*In Megan Rapinoe 

 

Sinnbildlich hierfür steht seit einigen Jahren eine Gruppe Frauen, deren berühmtestes Mitglied Megan Rapinoe ist: Die Frauenfußballnationalmannschaft der USA, kurz USWNT. Megan Rapinoe, das ist die mit dem pinken Haar (sichtbar!), die ihren Bekanntheitsgrad vor allem ihrem in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Twitter-Disput mit Ex-Präsident Donald Trump („I’m not going to the f***ing White House“ – M. Rapinoe) zu verdanken hat, sich jedoch seit jeher dem Kampf gegen allerlei gesellschaftliche Missstände verschrieben hat.
Insbesondere mit Blick auf ihr konsequentes Handeln hat sich diese Gruppe ihren Platz unter unseren Mutmacher:innen redlich verdient.

 

Der spezielle Antrieb des USWNT: Mehr Bezahlung für sehr viel mehr Leistung

 

Nun kann man sich fragen, welche Argumente ausgerechnet die Vertreterinnen des USWNT den üblichen Begründungen der Minderbezahlung von Fußballspielerinnen entgegenzusetzen haben. Das Kernargument ist einfach: ihre konstant überdurchschnittlichen Leistungen auf dem Fußballplatz – verglichen mit denen ihrer männlichen Kollegen. Während das USWN-Team die mit Abstand erfolgreichste Frauenfußball-Nationalmannschaft der Welt darstellt, war der größte Erfolg der amerikanischen Männer-Vertretung ein Halbfinaleinzug bei der Weltmeisterschaft 1930. Die Leistungsdifferenz ist in diesem Fall also enorm.

 

Und auch dem Argument der schlechten Vermarktbarkeit haben die Spielerinnen des USWNT inzwischen etwas entgegenzusetzen. So setzten beispielsweise die US-Spielerinnen Tobin Heath und Christen Press vergangenes Jahr neue Maßstäbe im Hinblick auf den Trikotverkauf beim englischen Traditionsverein Manchester United. Nach Bekanntgabe ihres Wechsels dorthin verkauften sich ihre Trikots innerhalb der ersten Woche besser als das von jedem anderen männlichen Vereinskollegen zuvor. Die Marke „USWNT“ zieht also.

 

Das USWNT gilt als ein Aushängeschild der amerikanischen Sportlandschaft – und dennoch werden seine Mitglieder im Hinblick auf ihre Bezahlung diskriminiert. Zwar kommen die US-Spielerinnen derzeit in toto aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Leistungen etwa auf die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Pendants, equal payment wird hier jedoch nur durch höhere performance erreicht – und nicht auf Basis gleicher oder ähnlicher Leistung. Und gegen diesen Missstand lehnen sich die US-Spielerinnen im Rahmen eines inzwischen mehrere Jahre andauernden gerichtlichen Verfahrens auf, das im September 2021 in einen vermeintlichen Teilerfolg mündete. Vermeintlich, da das Angebot des amerikanischen Fußballverbands, dem USWNT den identischen Vertrag wie den männlichen Kollegen zu unterbreiten, unter den Spielerinnen nicht nur für Unmut sorgte, sondern gar als „PR-Gag“ bezeichnet wurde, der lediglich eine positive Außenwirkung erzielen sollte.
Sie kämpfen also weiter, weil mehr Leistung nicht mit gleicher Bezahlung einhergehen sollte.

 

11+ Mutmacherinnen und was wir von ihnen lernen können

 

Und eben das macht Mut: dass die Hartnäckigkeit dieser Gruppe Sportlerinnen Wirkung zeigt. Vielleicht noch nicht die final erwünschte Wirkung, aber auf Dauer scheint nicht ausgeschlossen, dass die US-Spielerinnen ihr gestecktes Ziel erreichen – so wie sie es auf dem Fußballplatz seit Jahren tun.
Diese spezifische Mentalität ist es auch, von denen insbesondere Frauen in der Arbeitswelt lernen können. So wie die US-Spielerinnen ein Fußballspiel nie mit Gedanken angehen, es verlieren zu können, gehen sie auch den Kampf um equal payment an. Sie kennen ihren Wert und stehen konsequent dafür ein. Sie geben sich nicht mit einem Angebot zufrieden, in dem sich ihr Wert nicht widerspiegelt, nur dankbar dafür, überhaupt eines erhalten zu haben. Sie beweisen Mut – und machen so Mut.

 

Autorin: Felicia Kuckertz