Eigentlich ist es ganz simpel: Menschen mit ähnlichen Interessen schließen sich zusammen, um sich zu informieren, Themen voranzutreiben, und sich zu unterstützen. Ein eigentlich ganz normaler Vorgang. Vorbilder gibt es viele: Vereine, Parteien, Motorradclubs, und viele andere. Sobald sich dieser Zusammenschluss aber „internes Frauennetzwerk“ nennt, muss erst lang und breit über die Legitimation eines solchen Netzwerkes debattiert werden. Man könnte schon fast den Eindruck bekommen es sei etwas Unanständiges, Umstürzlerisches, Subversives, das man sich nun wirklich ganz genau anschauen müsse.

Bevor ein Frauennetzwerk in einem Unternehmen gegründet wird, wird diskutiert, diskutiert und nochmals diskutiert. Sollte man nicht Männer mitaufnehmen? Sind sich wirklich alle Frauen einig, was man mit dem Netzwerk erreichen will? Wie geht man damit um, dass manche Angst haben, sich dem Netzwerk anzuschließen? Hinter all dem steckt meist die Angst, sich als Feministin zu outen, sich klar dazu zu bekennen, dass es doch nicht immer nur alleine geht, dass es vielleicht doch noch Strukturen und Kulturen in Organisationen gibt, die Frauen vom Aufstieg ausschließen. Doch warum fühlen sich eigentlich immer die Frauen schuldig, anstatt den Fair-Share einfach einzufordern? Es ist offensichtlich, dass Proporz und Quote lange vor der Frauenquote existiert haben. Doch sobald es im Zusammenhang mit Frauen genannt wird, wird die Legitimität in Frage gestellt.

Na, und warum werden Frauenquote und Netzwerke in Frage gestellt? Na ganz einfach, die Reaktion der Frauen, die ja nicht gegen Männer sein wollen, ist gewiss: sie reden gegen die Quote, gegen Frauennetzwerke, gegen Sonderbehandlung, da sie leidvoll erfahren mussten, wie es ist nicht dazu zu gehören. Doch leider sitzen sie einem Denkfehler auf. Indem sie ihre Ziele beschneiden, erreichen Sie nicht mehr sondern weniger. Denn Wohlverhalten wird von denen, die im System die Macht haben, nicht belohnt, sondern die Machtverhältnisse werden zementiert. Anstatt also gleich in vorauseilendem Gehorsam auf das zu verzichten was zielführend sein könnte, sollte eine klare Strategie erarbeitet und verfolgt werden. Für Frauennetzwerke bedeutet dies, folgendes zu entscheiden:

  1. Was ist das Ziel?

  2. Welchen Nutzen soll das Netzwerk für das Unternehmen generieren?

  3. Wer ist die Zielgruppe bzw. mit welcher Zielgruppe soll erst einmal gestartet werden?

  4. Wer mag welche Rolle im Netzwerk übernehmen?

  5. Wer könnten zentrale Unterstützer*innen im Top.Management sein?

  6. Soll es nur interne Veranstaltungen geben oder sollen auch externe Gäste eingeladen werden?

  7. Will man unabhängig von der Personalabteilung und der Gleichstellungsbeauftragten agieren, oder wird eine Kooperation als Win-Win angestrebt?

  8. Wie viele Personen sollen im Orgateam sein? Wie wird einer Überlastung derselben entgegengewirkt?

  9. Wie kann Sichtbarkeit als wesentlicher Bestandteil des Netzwerkens eingebaut werden, z.B. über bereichsübergreifende Fachvorträge?

  10. Wie können Teilzeitkräfte bei der Entwicklung der Netzwerk-Formate berücksichtigt werden?

Entscheidend bei allem aber ist, nicht ständig über das „Ob“ zu diskutieren, sondern alle Energie in das „Wie“ zu stecken. Für die Ausgestaltung des „Wie“ gibt es viele Vorreiter-Netzwerke, denen sich Frauen, die in ihrem Unternehmen ein Netzwerk starten wollen, orientieren können. Denn auch hier gilt: je entschiedener ein Vorhaben vorangetrieben wird, umso wahrscheinlicher ist der Erfolg. Nur wo der permanente Zweifel regiert, haben Gegner eine Chance, einen Keil in das Vorhaben zu treiben.  Und so kann ein Netzwerk vor allem in Krisenzeiten dazu beitragen, seinen Mitgliedern zu Sichtbarkeit zu verhelfen und sich Gehör zu verschaffen.

 

Sie möchten ein Netzwerk gründen oder brauchen Unterstützung in der Weiterentwicklung eines schon bestehenden Netzwerks? Als Expertinnen auf dem Gebiet Netzwerke beraten wir Sie gerne beim Auf- und Ausbau eines Netzwerks in Ihrem Unternehmen.

Kontaktieren Sie uns gerne unter info@crossconsult.de

Autorin: Annina Zogg