Die herCAREER ist die Leitmesse für weibliche Karriereplanung in Süddeutschland. In diesem Jahr nehmen rund 220 Aussteller und Partner an der herCAREER teil. 6.000 Besucher*innen aus dem gesamten Bundesgebiet werden erwartet.

Im Fokus stehen Arbeitgeber aus verschiedensten Branchen, spannende Weiterbildungsangebote, aber auch Themen rund um Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Angebote für Gründerinnen und Unternehmerinnen. Ergänzt wird das Angebot um den Themenbereich Finanzen, Geld und Vorsorge. Außerdem stellen Unternehmen bei den Future Talks vor, an welchen Innovationen sie arbeiten und wie sie Digitalisierung und New Work vorantreiben. Die Besucher*innen haben die Möglichkeit, sowohl vom Wissen der Crowd zu profitieren als auch von den Erfahrungen und dem Know-how erfahrener Role Models und Insidern zu lernen. Die Messe ist eine Plattform, die Jobeinsteigerinnen, aber auch Aufsteigerinnen und Gründerinnen Netzwerke erschließen lässt. Und diese Netzwerke sind es, die euch dabei unterstützen, beruflich weiter und schneller voranzukommen.

Wir sind mit dem MFF Kooperationspartner der Messe und freuen uns sehr, die Frau für ein Interview gewonnen zu haben, der wir unter anderem diese tolle Veranstaltung zu verdanken haben.

 

Frau Hoffner, Sie sind Gründerin und Geschäftsführerin der messe.rocks GmbH. Wie sieht denn Ihr Arbeitsalltag aus?

Wenn ich gefragt werde, was wir bei der messe.rocks genau tun, antworte ich gerne: Wir sind eine Vertriebsorganisation. Wir machen Messen und der Vertrieb ist für mich das Herzstück. Wir verkaufen ganz klassisch Standplätze, aber unsere Arbeit geht weit darüber hinaus. Bei uns dreht sich nämlich alles um die Kunden, also die ausstellenden Unternehmen UND die Besucherinnen und Besucher. Wir müssen die Bedürfnisse von beiden Zielgruppen kennen und das geht nur, wenn wir mit ihnen sprechen. Und genau das tun wir tagein und tagaus. Ich liebe den Kontakt zu unseren Zielgruppen und setze mich gerne mit den unterschiedlichen Anforderungen auseinander. Aussteller und Besucher haben gestiegene Erwartungen und denen versuchen wir gerecht zu werden. Mit der herCAREER setzen wir deshalb bewusst auf interaktive Tools, wollen den Messestand zur Begegnungsstätte werden lassen und den Austausch zwischen Ausstellern und Besuchern fördern. Und dazu bedarf es in erster Linie Kommunikation – auch und vor allem von unserer Seite.

 

Die herCAREER ist die größte Karriere- und Netzwerkmesse für Frauen in Deutschland. Für diejenigen, die noch nicht auf der herCAREER waren, was macht die Messe aus?

Wer noch nicht auf der herCAREER war, sollte vorbeikommen und die herCAREER erleben. Am 10. und 11. Oktober 2019 haben Sie in München das nächste Mal die Chance. Wir setzen auf neue und innovative Formate. Es geht darum, von den Erfahrungen anderer zu lernen und Netzwerke über Hierarchien hinweg zu bauen. Mit einem umfassenden Programm, das wir zusammen mit unseren Ausstellern auf die Beine stellen, denken wir das Format Karrieremesse völlig neu und innovativ. Mit der herCAREER denken wir das Messeformat neu, stellen den Austausch nach vorne, geben authentische Einblicke in Unternehmen durch den direkten Kontakt mit Experten*innen, Insidern und Role Models.

 

Was die herCAREER auch von anderen Messen unterscheidet, ist ganz klar der Zielgruppenfokus auf Frauen. Wieso braucht es denn eine Messe nur für Frauen?

Inzwischen wissen wir, dass Frauen andere Bedürfnisse und Fragestellungen haben, auch im Recruiting. Studien bestätigen, dass es einen Confidence Gap gibt, heißt zum Beispiel, dass Frauen sich erst bewerben, wenn Sie mindestens 80 Prozent der Anforderungen einer Stellenausschreibungen erfüllen. Männer bewerben sich in der Regel bei deutlich weniger Übereinstimmungen. Auch wissen wir, wie wichtig Vorbilder sind. Mit der herCAREER wollen wir diese nicht nur sichtbar machen, wir wollen sie vor allen Dingen auch nahbar machen. Wir wollen Frauen dabei unterstützen, Netzwerke aufzubauen, um auch so in Unternehmen empfohlen zu werden. Ich möchte sagen, wir haben dazu beigetragen, den Begriff Female Recruiting zu positionieren.

Aber auch wenn ‚herCAREER‘ über unserer Messe steht: Wir grenzen keinen Mann aus! Ich sage immer: Wissen ist geschlechtsneutral, wir können auch von Männern lernen und für einen Systemwandel brauchen wir Männer.

Wir adressieren auch ganz bewusst Männer schon allein deshalb, weil unser Thema auch ‚Vereinbarkeit‘ ist und das kein reines Frauenthema sein darf.

 

Das Thema des letzten Kompetenzforums des Memorandums für Frauen in Führung war die Angst vor Frauenförderung.  Was meinen Sie, wie kann Frauen und Männern gleichermaßen die Angst vor Frauenförderung genommen werden?

Um ehrlich zu sein, bin ich kein großer Fan des Begriffs ‚Frauenförderung‘. Dieser beinhaltet, dass wir Frauen eine spezielle Förderung brauchen, um genauso gut zu werden wie Männer. Ich plädiere deshalb für den Begriff Gender Equality und damit für die Chancengleichheit. Denn niemand möchte sich doch sagen lassen, dass man ‚nur‘ aufgrund seines Geschlechts be- oder gefördert wurde. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Leistung honoriert wird, egal welches Geschlecht man hat. Dafür stehen wir mit unserer Arbeit ein. Notwendig ist ein Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um ein Umdenken zu ermöglichen. Ich bin der Meinung, dass wir die Rahmenbedingungen ändern müssen, um einen Wandel herbeizuführen.

 

Wie sind Sie in die Position der selbstständigen Geschäftsführerin gekommen, in der Sie heute tätig sind? Was waren die entscheidenden Schritte oder Wegmarken?

Die Gründung der messe.rocks GmbH war für mich die logische Konsequenz aus meinem bisherigen Berufsleben. Mit dem zweiten Kind war nämlich klar, dass es keinen Weg zurück in die Geschäftsführung bei meinem bisherigen Arbeitgeber gab. Die Elternzeit hatte ich bereits beim ersten Kind mehrheitlich dem Papa übergeben und auch beim zweiten Kind hat er den Löwenanteil daran übernommen. Also bin ich unmittelbar nach Ablauf meiner Kündigungsfrist mit der eigenen Unternehmung gestartet. Mein Mann ist immer noch eine ganz entscheidende Stütze, da er auch weiterhin mehr als die Hälfte des Familienmanagements übernimmt und mir damit den Freiraum ermöglicht, mich auf meine Unternehmung zu konzentrieren. Wie Sheryl Sandberg sagt: „Die Karriereplanung beginnt mit der Partnerwahl.“

Dass wir dann die erste Messe im Jahr 2015 in nur knapp sechs Monaten auf die Beine gestellt haben, habe ich sicherlich der herausragenden Mitarbeit meiner ehemaligen Projektleiterin zu verdanken – aber auch meinem Einsatz und den Erfahrungen aus meinem bisherigen Berufsweg. Vom Azubi bis in die Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens in nur sieben Jahren: Dafür habe ich sehr viel gearbeitet, habe Verantwortung übernommen, Entscheidungen getroffen und Leistung abgeliefert. Auch da muss ich heute rückblickend sagen: Ich hatte Glück. Mein Chef war toll, hat mich nicht nur gefordert, sondern auch gefördert.

 

Unser Blog heißt „Mutmacherin“ und Sie sind eine der Mutmacher.innen, die dem Blog ein Gesicht geben: Was hat Sie selbst in Ihrem Werdegang am meisten „ermutigt“? Wie würden Sie andere Frauen ermutigen, die ihren eigenen Weg gehen möchten? Welche Tipps würden Sie ihnen geben?

Jeder Weg ist so individuell wie die Person dahinter. Ich ermutige aber dazu, Netzwerke zu erschließen und auch immer wieder einen Blick über den Tellerrand zuzulassen. Außerdem finde ich es wertvoll, Feedback von außen zu erhalten und anzunehmen. Nicht immer treffen nämlich Eigen- und Fremdeinschätzung zusammen. Deshalb sollte man zulassen, wie andere einen sehen, vor allem auch mit Hinblick auf die eigenen Stärken und Schwächen. Das hilft, seinen Weg besser zu verstehen und vor allem auch bestmöglich auszurichten. Mein Ratschlag: Zeigen Sie Durchhaltevermögen und stehen Sie einmal mehr auf, als sie hingefallen sind.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Hoffner.

 Interview: Veronika Schmid