Frauen und Frieden – eine nicht zu unterschätzende Kombination

 

Heute feiern wir den Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden. Wer hätte die Kombination schon noch im Blick. Denn meistens sprechen wir vom Weltfrauentag. Die Kombination von Frauen und Frieden ist aber offenbar nicht zufällig. So schreibt Steven Pinker, Prof. für Psychologie an der Harvard University, in seinem Buch Gewalt: „Durch den Prozess der Feminisierung respektieren die Kulturen zunehmend die Interessen und Werte von Frauen. Da Gewalt im Wesentlichen ein Zeitvertreib der Männer ist, entfernen sich Kulturen, die den Frauen mehr Macht geben, in der Regel von der machohaften Verherrlichung von Gewalt, und es besteht eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass sie gefährliche Subkulturen aus entwurzelten jungen Männer hervorbringen.“(S. 18)

 

Die radikale Zuschreibung von Pinker dient zwar nicht zum Abbau von Stereotypen zwischen Männern und Frauen, an dem wir in den modernen westlichen Ländern bereits arbeiten, aber sie birgt historisch betrachtet eine interessante Theorie: Laut Pinker übernahmen Frauen in einem Umfang, der in keinem Verhältnis zu ihrem Einfluss in anderen politischen Institutionen der jeweiligen Zeit stand, die Führungsrolle in pazifistischen und humanitären Bewegungen, und die letzten Jahrzehnte, in denen Frauen und ihre Interessen in allen Lebensbereichen einen beispiellosen Einfluss gewannen sind auch die Jahrzehnte, in den Kriege zwischen Industriestaaten zunehmend undenkbar geworden sind. (S. 1016)

 

Erinnert sei nur an Bertha von Suttner, Österreichische Pazifistin, Friedensforscherin und Schriftstellerin, die 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis bekam. Mehrere Formen der Verweiblichung, so Pinker – wie die unmittelbare politische Einflussnahme, die Erosion männlicher Ehrenbegriffe, die Förderung von Eheschließungen nach Wunsch der Frauen, das Recht der Mädchen geboren zu werden, und die Kontrolle der Frauen über ihre eigene Fortpflanzung – waren wichtige Faktoren für den Rückgang der Gewalt. (S. 1022) Auch wenn wir vor dem Hintergrund des Krieges in Syrien und anderer bewaffneter Konflikte sowie des Terrorismus durch den IS eher das Gefühl haben, dass Gewalt zunimmt, so zeigt Pinker im Zeitverlauf durch die Jahrhunderte, dass Gewalt eher abgenommen hat.

 

In diesem Sinne wünschen wir Organisationen und politischen Institutionen eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern auf allen Ebenen, um das friedliche Miteinander noch weiter zu befördern.

 

Autorin: Dr. Nadja Tschirner, Geschäftsführerin Cross Consult GbR

 

 

Literatur: Steven Pinker. Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit. Frankfurt. 2. Auflage. 2016