Legospielen mit den Brüdern und das Werkeln in Papas Schreinerei haben Sarah Sedlmayer inspiriert, sich für Technisches zu interessieren. Ihre Suche nach einem spannenden Studium mit Technikbezug führte sie über ein Schnupperstudium in den Osterferien zum Dualen Studium des Wirtschaftsingenieurwesens bei der MTU. Die Abwechslung sowie die Möglichkeit das erworbene Wissen direkt in der Praxis zu testen bzw. umzusetzen, begeistern sie. Im Interview gibt sie uns Einblick in die Facetten ihres Dualen Studiums und ermutigt junge Frauen, das zu machen was sie machen wollen und sich von der Überzahl der Männer in solchen Bereichen nicht abschrecken zu lassen.

 

Frau Sedlmayr, Sie absolvieren den dualen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen bei der MTU Aero Engines. Wieso haben Sie sich für das duale Studium entschieden?
Ich wollte ein wirtschaftswissenschaftliches Fach studieren und fand einen technischen Aspekt dazu sehr schön. Wirtschaftsingenieurwesen setzt sich zu 40 % aus wirtschaftlichen und zu 60 % aus technischen Inhalten zusammen. Bei der MTU habe ich ein Schnupperstudium gemacht. Das ist wie ein kurzes Praktikum, in dem alle Studiengänge vorgestellt werden. Das hat mich total interessiert. Und ich habe ein paar Bekannte, die das schon gemacht haben. Und dann habe ich mich einfach mal beworben. Und ja, jetzt bin ich sehr zufrieden.

 

Wie lange war das Schnupperpraktikum?
Nur eine Woche, das war in den Osterferien. Wir haben die MTU kennengelernt. Dabei waren duale Studenten aller Studiengänge, die erzählt haben, wie das duale Studium aufgebaut ist, wie es abläuft und welche Fächer man hat.

 

Und da haben Sie sich für die MTU begeistert?
Ich finde die Luftfahrt wahnsinnig spannend. Flugzeuge und Triebwerke sieht man immer, wenn man in den Urlaub fliegt. Das finde ich wirklich toll. Jetzt freue ich mich, dass ich in einer Firma arbeite, die daran beteiligt ist, Luftfahrtantriebe herzustellen.

 

Was begeistert Sie an Ihrem Studium? Was gefällt Ihnen besonders?
Besonders gefällt mir, dass man im dualen Studium so viel Abwechslung hat. Mir gefällt, dass man nach drei Monaten an der Uni wieder in den Betrieb kommt. Hier kann man das Wissen teilweise direkt umsetzen. Am Anfang natürlich erst mal noch nicht so sehr, weil man zuerst einiges lernen muss, da man sehr viele verschiedene Fächer hat. Zu Beginn liegt der inhaltliche Schwerpunkt noch auf Maschinenbau mit technischer Mechanik und ähnlichem. Jetzt komme ich dann in das fünfte Semester, da wird es dann immer wirtschaftlicher und man kann seine Vertiefungsrichtungen selbst wählen. Mir gefällt einfach die Abwechslung – es wird einem eigentlich nie langweilig.

 

Gibt es besonders spannende Ereignisse?
Das Highlight im dualen Studium ist der Auslandseinsatz. Zwischen dem vierten und fünften Semester findet eine lange Praxisphase von einem halben Jahr statt. In der hat man die Gelegenheit, zu einem MTU-Standort ins Ausland zu gehen. Ich war von April bis Juni in Madrid bei EUROPROP. Das ist ein Konsortium, an dem die MTU beteiligt ist. Es ist sehr spannend an einem Standort in einem anderen Land die Abläufe kennenzulernen. Andere sind aktuell in China oder in Kanada.

 

Haben Sie von Madrid auch ein wenig gesehen?
Ja, einiges. Man hat am Wochenende viel Zeit, sich etwas anzuschauen. Wir sind zum Beispiel auch mal nach Barcelona gefahren. Dort war ich mit einem anderen dualen Studenten. Man bekommt schon die Gelegenheit, viel zu sehen und viel vom Leben mitzubekommen.

 

Sprechen Sie Spanisch?
Nein. Also ich habe mir vorher über eine App ein paar Wörter beigebracht. Aber im Büro wird Englisch gesprochen. Das Team dort ist gemischt neben einigen Deutschen sind auch Franzosen und Engländer da. Man kommt ohne Spanisch gut durch.

 

Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag oder Studientag bei Ihnen aus?
Da man für die Uni immer einen Bericht schreiben muss, ist man eigentlich immer mit einem Projekt betraut. Ich habe die Abteilungen angeschrieben und gefragt, ob sie Zeit haben mich für zwei Monate aufzunehmen und ob sie ein Projekt für mich haben. Es ist viel selbstständiges Arbeiten. Je nachdem um welches Thema es sich handelt, muss man dann viel recherchieren oder sich mit Kollegen treffen und sich etwas erklären lassen. Gerade mache ich eine Umfrage. Dazu muss ich einen Fragebogen entwerfen und die Umfrage dann durchführen. Man ist viel mit seinem Projekt beschäftigt, aber man bekommt auch viel vom täglichen Geschäft mit. Besonders wenn man mit den Kollegen auf verschiedene Termine geht oder ihnen über die Schulter schaut. Das ist so der Arbeitsalltag.
In der Uni sind wir ein kleiner Kurs, so um die 30 Leute. Wie in einer Schulklasse quasi. In den ersten Semestern haben wir alle technischen Fächer – Mathe, technische Physik, technische Mechanik, Konstruktionslehre und Informatik.

 

Haben Sie sich schon immer für den technischen Bereich interessiert?
Ja, ich habe schon immer mit allem lieber gespielt als mit Puppen. Ich habe zwei ältere Brüder, mit denen habe ich Lego gespielt. Oder ich war bei meinem Vater in der Schreinerei und habe da was gebaut. Es hat mich sicher geprägt, dass ich schon immer gewerkelt habe. Mich hat das Technische schon immer interessiert. Meine Brüder haben beide Maschinenbau studiert, auch dual. Dadurch habe ich natürlich schon einen ersten Einblick erhalten. Ich habe mir dann die Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen angeschaut und wollte das machen.

 

Haben Sie in Ihrem Leben Vorbilder, Role Models oder eine Mentor*in gehabt, die Sie in Ihrem Berufswunsch oder in Ihrem Werdegang unterstützt haben oder Ihnen Mut gemacht haben in diese Richtung zu gehen?
Einen richtigen Mentor hatte ich nicht. Aber meine Eltern haben mich immer unterstützt und gesagt, wenn ich das machen will, dann soll ich es auch machen. Ich denke, wenn man etwas wirklich erreichen möchte dann kann man das auch schaffen. Ich hatte mir anfangs Gedanken gemacht, da ich in der Schule Wirtschaft und Physik abgelegt hatte, ob das Studium dann das Richtige für mich ist. Darüber habe ich mit einigen hier bei der MTU gesprochen, die das duale Studium gemacht haben. Die haben gesagt, das sei kein Problem und ich soll das einfach probieren. Da ich schon einige kannte, die es geschafft haben, habe ich mich inspirieren lassen und mir gedacht `das schaffe ich auch`.

 

Sind Ihre anfänglichen Zweifel dann verflogen?
Ja, sehr schnell. In der Uni war das überhaupt kein Problem, diese Fächer abgelegt zu haben. Hier in der Lehrwerkstatt haben wir am Anfang ein Metallkundepraktikum gemacht. Es hat mir total viel Spaß gemacht, etwas zu bauen. Wir haben dort kleine Triebwerke gebaut und einen Hubschrauber. Als ich das gemacht habe, wusste ich, `ja, das hier ist das Richtige für mich`.

 

Wo sehen Sie sich in ein paar Jahren? Wie ist Ihre Perspektive bei der MTU?
Mit dem Studium ist man recht breit aufgestellt. Ich hoffe natürlich, dass ich übernommen werde. Ich sehe mich eher in der wirtschaftlichen Richtung. Zum Beispiel kann man mit dem Studienhintergrund beim Einkauf arbeiten, in der Qualitätsabteilung, in den sogenannten Programmabteilungen oder man geht ins Controlling oder in die Arbeitsvorbereitung. Je nachdem natürlich, wo gerade Stellen frei sind. Ich kann auch einen Master draufsetzen, berufsbegleitend oder Vollzeit. Das lasse ich aber erst mal auf mich zukommen.

 

Was hat Sie als Mutmacher.in in Ihrem Werdegang selbst am meisten ermutigt? Wie würden Sie andere Frauen ermutigen, die auch ein Fach mit technischen Inhalten studieren möchten? Welche Tipps würden Sie ihnen geben?
Als Frau sollte man sich von den sogenannten typischen Männerberufen auf gar keinen Fall abschrecken lassen. Bei der MTU gibt es auch die Berufe, Triebwerks- und Industriemechaniker, dafür bewerben sich immer auch Frauen. Sicher ist es gut, sich in einem Praktikum anzuschauen, ob das was für einen ist. Frauen sollten nicht davor zurückschrecken, dass vielleicht aktuell noch mehr Männer in dem Beruf sind. Wenn man etwas wirklich machen will, sollte man es einfach durchziehen. Als Frau kann man alles schaffen. Wenn einem der Beruf gefällt und wenn man das machen will, dann soll man das auch machen, egal ob man sich dann in einer Männerdomäne bewegt.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Sedlmayr.

 

Interview: Veronika Schmid