Zum heutigen Equal Pay Day hat uns Female Finance Forum-Gründerin Claudia Müller einen Gastbeitrag geschrieben. Sie macht darin auf ein noch wenig bekanntes Problem, die „Gender Investing Gap“, aufmerksam und rechnet vor, wie die Zurückhaltung von Frauen bei Investitionen zu langfristigen finanziellen Nachteilen führt. Claudia Müller sitzt auch bei unserer Auftaktveranstaltung zum 11. Regionalen Frankfurter Mentoring am 18. April 2018 im Frankfurter Römer auf dem Podium. Mehr Infos zur Veranstaltung gibt’s auf unserer Cross Consult-Homepage.
Über Claudia Müller: Die Finanzexpertin möchte mit dem Female Finance Forum Frauen dazu einladen, über Geld zu sprechen, sich gegenseitig zu unterstützen und von- und miteinander zu lernen. Denn: Frauen bilden die größte Risikogruppe für Altersarmut, da sie häufig in befristeten Positionen, in Teilzeit oder auf Minijob-Basis arbeiten. Vor der Gründung ihres Startups war sie bei der Deutschen Bundesbank für das Thema „Green Finance“ zuständig.
Heute ist Equal Pay Day, also der Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. In Deutschland beträgt die Gender Wage Gap (auch als Gender Pay Gap gekannt – die geschlechtsspezifische Lohnlücke) 21%. Männer bekommen also 21% mehr Gehalt als Frauen.
Zwar schließt sich diese Lücke erschreckend langsam, aber immerhin sind sich viele Menschen der Problematik bewusst. Verschiedene Initiativen befassen sich mit der Gender Wage Gap.
Eine weitere Lücke, die deutlich weniger Aufmerksamkeit erhält, ist die Gender Investing Gap – die geschlechterspezifische Investitionslücke. Frauen investieren nur etwa halb so oft in Wertpapiere wie Männer. Dabei ist es gerade mit niedrigeren Gehältern und einer entsprechend niedrigeren Rente wichtig, privat so klug wie möglich vorzusorgen.
Dieses Nicht-Investieren ist auf lange Sicht nicht nur eine verpasste Chance, sondern einer der teuersten Fehler, die wir machen können. Dies liegt vor allem am Zinseszinseffekt, den Albert Einstein nicht umsonst das „Achte Weltwunder“ genannt hat.
So entwickelt sich eine monatliche Investition gravierend unterschiedlich, ob ich sie bei 0,5% Zinsen auf einem Tagesgeldkonto liegen lasse (wo ich noch froh sein muss, wenn ich heutzutage solche Zinsen erhalte), oder ob ich sie so anlege, dass ich 5% Rendite bekomme (vgl. Abb. 1). Bei einer Laufzeit von 35 Jahren und einer Investition von 50€ monatlich ist das Vermögen, das mit 5% jährlich verzinst wird, mehr als doppelt so hoch wie das, was auf dem Tagesgeldkonto liegt (fast 60.000€ statt 23.000€). Bei einer monatlichen Investition von 2000€ ist es sogar ein millionenschwerer Fehler, nicht zu investieren: Das Vermögen mit 0,5% Verzinsung beträgt nach 35 Jahren 920.000€; bei 5% Rendite und 2000€ monatlichem Sparbetrag haben wir nach 35 Jahren runde 2,3 Mio €.
Wir Frauen haben also nicht nur das niedrigere Gehalt, sondern legen dieses auch noch weniger gewinnbringend an. Damit multiplizieren sich die negativen Auswirkungen der Lohn- und Investitionslücke.
Der erste Schritt, den Frau gegen diese Lücken gehen kann, ist: anfangen. Wo Männer einfach mal ausprobieren, wollen Frauen bis ins kleinste Details verstanden haben, wie alles funktioniert. Das macht uns laut einigen Studien zu den besseren Investoren. Nur leider verfallen wir dadurch auch leichter in die „Analyse-Paralyse“, das Erstarren vor dem Berg der Informationen. Doch dafür ist Nichtstun zu teuer.
Inzwischen gibt es verschiedene Initiativen im Finanzsektor, die gezielt Frauen ansprechen. Dort werden wir beraten, gebildet, unterstützt und motiviert. Wir müssen nur den ersten Schritt gehen und uns dort melden. Und das besser heute als morgen.
Autorin: Claudia Müller, Female Finance Forum
Über diese Themen wird Claudia Müller mit weiteren Gästen unter Moderation von MFF-Initiatorin Simone Schönfeld bei unserer Auftaktveranstaltung zum 11. Regionalen Frankfurter Mentoring diskutieren.
Nicht nur beim Thema Finanzen ist es wichtig, dass sich Frauen vernetzen und austauschen. Auch bei der persönlichen Karriereentwicklung spielen frauenspezifische Netzwerke eine große Rolle. Folgende Beiträge zeigen wie unternehmensinterne Frauennetzwerke entstehen und welchen Nutzen sie haben:
So entsteht ein Frauennetzwerk – am Beispiel der LVM Versicherung