Die Präsidentschaftswahl in den USA hat es mal wieder gezeigt. Frauen und Männer werden, wenn sie Gleiches tun, nicht gleich beurteilt, denn wir alle haben Vorstellungen von Frauen und Männern in unserem Bauch und Kopf.
Immer wieder tappen wir in die Falle, Frauen und Männern klare Eigenschaften zuordnen zu wollen. Wir erwarten, dass Frauen freundlich, zugewandt, emotional und damit einfach sympathisch sind. Männer scheinen, so hat es die Wahl von Trump gezeigt, einen Freibrief dafür zu haben, sich daneben zu benehmen, unpopuläre Dinge zu sagen und einfach zu provozieren. Das scheint sie in ihrer männlichen Rolle noch stärker strahlen zu lassen. 53% der Amerikanerinnen haben Trump gewählt und damit wurde deutlich, was Frauen von Männern erwarten. Sie sollen voranschreiten, klar Position beziehen und dürfen auf jeden Fall eine eigene Meinung vertreten. Frauen, die Position beziehen und eine Weltmacht leiten wollen, sind in diesem Denken nicht nur nicht vorgesehen, sondern werden als Provokation wahrgenommen, die es möglichst zu verhindern gilt.
Diese stereotypen inneren Bilder dienen der Orientierung, schränken uns aber auch ein. Wie im Beitrag „Stereotype unter der Lupe“ beschrieben, existieren verschiedene Frauenbilder in unseren Köpfen, die ganz subtil wirken und uns immer wieder in Fallen tappen lassen. Damit der alte Poesiealbumspruch „Sei wie das Feilchen im Moose, bescheiden sittsam und rein, und nicht wie die stolze Rose, die stets bewundert will sein“ an Wirkung auf Frauen verliert, gilt es sich der tief in uns liegenden Bilder bewusst zu werden, die unser Handeln subtil beeinflussen.
Autorin: Dr. Nadja Tschirner