Nach Corona geht es in den Unternehmen darum, strukturelle Veränderungen auf den Weg zu bringen. Das „new normal“ sollte die Bindung an das Unternehmen stärken, statt den Wechselwillen zu fördern.

Das wissen wir alle: Während der Covid-19-Pandemie haben sich Arbeitsalltag und Arbeitszeiten vieler Beschäftigter verändert, insbesondere von Frauen und Müttern. Laut einer McKinsey Studie von 2020 haben eine von drei erwerbstätigen Müttern im Zuge der Pandemie darüber nachgedacht, weniger zu arbeiten, zu wechseln oder gar zu kündigen. Was sind die Gründe für die Unzufriedenheit?
Frauen nehmen zurecht wahr, dass die fehlende Sichtbarkeit durch ausschließlich virtuelle Meetings sowie durch die Zusatzbelastung durch Care-Arbeit dazu beitragen, dass sich ihre Karriere verlangsamt. Zudem glauben sie, dass ihre Nicht-Verfügbarkeit aufgrund der Doppelbelastung negative Auswirkungen auf ihre Karriere hat.

Welche Hebel gibt es in Unternehmen, um diese Doppelbelastung abzufedern?

Unternehmen können einerseits zielgerichtete Angebote für Frauen und Mütter schaffen, andererseits sollten Führungskräfte geschult werden, damit sie mit den Ängsten und Befürchtungen ihrer MitarbeiterInnen besser umgehen können.
Im Rahmen des September Cross Company Dialogs haben die Unternehmensvertreter:innen intensiv darüber diskutiert, wie sich das Recruiting verändern muss, um von Anfang an dafür zu sorgen, dass man Frauen nicht nur gewinnen, sondern auch halten kann. Social-well-being Angebote, und damit Initiativen, die Frauen im Fokus haben, sind dabei jedoch nur ein Weg. Neben dem Thema Doppelbelastung geht es auch darum, andere Herausforderungen der Beschäftigten in den Blick zu nehmen.

Wie bereiten sich Personalabteilungen auf das new normal vor?

Wenn ein Move-together ausgerufen wird, zur effizienteren Nutzung der Räumlichkeiten: wie geht man auf individuelle Bedürfnisse ein? Wie begegnet man dem Bedürfnis der Beschäftigten nach Social-well-being, also dem Wunsch im Arbeitskontext mit Menschen jenseits des Fachlichen in Kontakt zu kommen, über einen gemeinsamem Officetag für Teams, Treffen zu Mittagessen oder auch durch Outdoorevents, etc.?

Mal ein Blick auf die Arbeitsstrukturen

Während viele Unternehmen sowohl die körperliche als auch psychische Gesundheit zwar im Blick haben, setzen sie noch viel zu oft beim Individuum an. Yogakurse, Achtsamkeitstrainings, Coachingangebote wenden sich direkt an die Beschäftigten. Übersehen wird dabei manchmal die Bedeutung, die sowohl die Führungskräfte für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen haben, als auch die Arbeitsstrukturen, der tägliche Workload und die Teamauslastung.
Höhere Freiheitsgrade in Bezug auf Arbeitszeit und Arbeitsort, werden ganz besonders geschätzt und tragen zur Zufriedenheit bei. Dies aber nur, wenn es hier eine langfristige Perspektive gibt, d.h. dass die Beschäftigten nicht befürchten müssen, dass nach der Pandemie alles wieder zurückgedreht wird.

Darüber hinaus wird dem Thema Well-being eine immer größere Bedeutung zugeschrieben. Hierbei geht es darum, sowohl den Individuen Angebote zu machen und diese stets auf ihre Akzeptanz zu überprüfen als auch die Führungskräfte mit auf den Weg zu nehmen.
Es geht darum, strukturelle Veränderungen auf den Weg zu bringen, damit das new normal die Bindung an das Unternehmen verstärkt, anstatt den Wechselwillen zu fördern.

Autorin: Dr. Nadja Tschirner