Gleich vorneweg: Nein, Dr. Inga Stoll hat keine Zwillingsschwester, die heimlich hilft, ihren Terminkalender abzuarbeiten. Doch die 45-jährige promovierte Ingenieurin, die in einem männerdominierten Metier acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führt, klingt bei unserem Interview keineswegs gestresst – ganz im Gegenteil, sie klingt erfüllt. Zwischen den Zeilen ist ihre Leidenschaft für die Materie, ihre Begeisterung für die Teamführung und ihre Freunde an der Verantwortung immer wieder zu spüren. Für uns lässt sie kurz vor Feierabend einen ganz „normalen“ Arbeitstag als Leiterin für Herstellbedingte Werkstoffeigenschaften bei der MTU Aero Engines Revue passieren.
8:30 Uhr – Termine checken
Nachdem ich morgens meine beiden Kinder auf den Weg gebracht habe, ist meine erste Amtshandlung im Büro: Outlook öffnen, Kalender checken, kontrollieren, ob dringende E-Mails oder Termine reingekommen sind. Danach geht´s mit einer Tasse Kaffee in der Hand zum Büro eines Mitarbeiters, um auf dem kurzen Dienstweg ein dringendes Thema zu besprechen. Für mein Büro gilt die Regel: Wenn die Tür offensteht, bin ich für jeden ansprechbar. Das wird auch relativ häufig in Anspruch genommen…
9:30 – 10:00 Uhr Projektbesprechung
Hier ging es um ein Technologieprojekt, bei dem ich das Arbeitspaket „Werkstoffentwicklung“ betreue. Jeder Teilnehmer leitet einen anderen Aufgabenbereich und informiert die Kollegen über den Stand der Dinge.
10:00 – 11:00 Uhr Teamrunde
Jeder meiner Mitarbeiter berichtet, was bei ihm gerade ansteht, wo es brennt und wo es vorwärts geht. Ich wiederum berichte aus der Abteilungsrunde, die immer mittwochs stattfindet. Die Teamrunde soll nicht dazu dienen, neue Arbeit zuzuweisen, sondern Transparenz in meinem doch sehr heterogenen Team zu garantieren und auch um neue Mitarbeiter – von denen wir gerade einige haben – einzuarbeiten.
11:00 – 12:00 Uhr Fachbesprechung
Es ging um eine fachliche Diskussion mit zwei Mitarbeitern zu einem anstehenden Meilenstein.
12:00 – 12:30 Uhr Mittagspause in der Kantine
Die Mittagspause muss bei mir wirklich eine Pause sein. Ich mag unsere Kantine, es gibt eine große Auswahl an frischen Gerichten und das Beste ist: ich muss nicht einkaufen, nicht kochen und nicht abspülen! Ich gehe auch gerne mal mit Kollegen anderer Abteilungen zum Essen, damit ich auf dem Laufenden bleibe. Heute war ich z.B. mit einem Abteilungsleiter essen, den ich beim Cross Mentoring Programm München kennen gelernt habe. Ich hatte 2014 als Mentee teilgenommen – er als Mentor.
12:30 – 14:00 Uhr Tagesgeschäft
Zeit im Büro für die täglichen To-Dos: Mails beantworten, Bericht lesen, Folien für einen Vortag erstellen, der demnächst ansteht usw.
14:00 – 15:00 Uhr Technologie-Management
Dieser Besprechungstermin kam kurzfristig rein – es geht um neue Förderprojekte. Um teilnehmen zu können, musste ich einmal durchs ganze Werk laufen und wieder zurück – aber 15 Minuten Fußmarsch tun zwischendurch auch mal ganz gut.
15:30 – 16:00 Uhr Prüfstelle
Vertreter verschiedener Abteilungen – darunter auch ich – mussten bei der Prüfstelle ein Bauteil begutachten und beurteilen, ob alles korrekt ist.
16:00 – 17:00 Uhr Rücksprache mit Chef
Mein Chef und ich tauschen uns regelmäßig über laufende Projekten aus – wo stehen wir, wo müssen wir hin. Aber auch Personalthemen stehen auf der Agenda. Und meistens verlasse ich sein Büro mit neuer Arbeit im Gepäck…
18 Uhr Feierabend
Ich bemühe mich, spätestens um 18 Uhr nach Hause zu meiner Familie zu gehen. Mein Mann regelt wochentags alles was die Kinder betrifft. Am Wochenende darf er dann ausschlafen und ich übernehme.
Interview: Julia Schmid
Dr. Inga Stoll war auch bei unserer Diskussionsrunde im Salon Luitpold mit dabei – hier geht’s zu diesem Beitrag:
Und einen weiteren Beitrag über einen Arbeitstag von Mirjam Giorgini, Partnerin bei KPMG, findet ihr hier: